GODSPELL des leiwaunde wuat Übersetzung ins Weanarische: Lies
Kató Gospel heißt Evangelium. Unser Musical
heißt Godspell. Klingt so ähnlich, ist ja auch zuerst einmal einfach
eine ältere Form des selben Wortes. Heißt aber gleichzeitig auch
mehr. Spell God: Gott buchstabieren. Gott wörtlich nehmen. Gott aussprechen.
Spell heißt außerdem noch:
Zauberspruch. Ein Spruch, der etwas bewirkt. Was man aussprechen kann, dessen
ist man mächtig. Für Erke Duit (musikalische Leitung)
und Lies Kató (Bearbeitung, Regie) war von Anfang an klar: Wenn etwas
schon so heißt, God-spell, dann sollte da sicher nicht in einer Sprache
gesungen werden, die oben auf der Bühne bei allem exakten Aussprachetraining
genau so eine Fremdsprache ist und bleibt wie unten im Zuschauerraum für
neunundneunzig Prozent des Publikums. Wo bliebe da die Magie des Verstehens,
des Aussprechen-Könnens? Unsere Geschichte, unser leiwaundes Wuat,
ist sicher nicht deckungsgleich mit der Uraufführung vor dreißig
Jahren, kann und will es auch nicht sein: das wäre Museum; ein nostalgisches
Zurückträumen in eine Zeit, in der die meisten Ensemblemitglieder
noch gar nicht geboren waren. Eine der großen Qualitäten von Godspell
war es aber gerade, die Geschichte des Jesus von Nazareth aus den Lehrbüchern
für Geschichte, Kunst und Religion herauszuholen und mitten in die damalige
Flower-Power-Gegenwart hineinzustellen. Hätten wir versucht, diesen Trick
eins zu eins nachzuahmen, hätten wir das „Gute Wort“ lediglich
aus einem ferneren Museum in ein etwas näher gelegenes transportiert
und damit das Thema von vornherein verfehlt. Wie war es damals wirklich? – Die
Frage können (und wollen) wir nicht beantworten, weder in Bezug auf auf
das, was sich vor zweitausend Jahren im Nahen Osten zugetragen haben könnte,
noch in Bezug auf die USA von vor dreißig Jahren. Aber in den Monaten
der Vorbereitung für das Musical hat das Ensemble Sankt Othmar sich selbst
eine mögliche Antwort auf die so ähnlich und doch ganz anders gestellte
Frage gegeben: Wie könnte es sich damals wirklich angefühlt haben
– das miteinander Singen, Arbeiten, Empfinden? Let’s spell God: es kommt a leiwaundes
Wuat dabei heraus.